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Channel: Liebliches – Die Sprachspielerin
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Umleitung

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Hier geht es vorerst nicht weiter. Denn die Sprachspielerin ist momentan mit Marc von der Wissenswerkstatt und einem Beutelthierchen am anderen Ende der Welt (Neuseeland und Australien) und berichtet darüber unter www.beutelthierchen.de. Also Reiseberichte, ist ja auch eine literarische Gattung. Bitte benutzen Sie die Umleitung.

P.S. Die lebensverschönernden Maßnahmen hat es übrigens durchaus gegeben, sie sind aber leider im Nirvana des Internets verschollen…


Hochzeit mit dem Lieblingsmenschen

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Der Lieblingsmensch und ich, wir führen ja eine moderne Beziehung. Unter anderem laufen bei uns ganz viele Dinge online. So begann das alles jedenfalls vor sechs Jahren und setzte sich fort mit täglichen und nächtlichen Mails. Aber auch mit einem ersten Treffen am 25. August 2005 (wohlgemerkt schon nach erst sieben Mails) im Café Mozart in München. Und wie das mit dem ersten Kuss war, das steht ja sowieso schon in meinem Blog (wobei ich dieses Blog ja sozusagen von ihm geschenkt bekam). Da kann man auch nachlesen, dass es schon ziemlich bald ziemlich hoffnungslos um mich stand und ich dem Lieblingsmenschen rettungslos verfallen bin.

Nachdem unsere Geschichte also sowieso schon im Internet steht, kann man hier ja auch kurz von der neusten Entwicklung berichten: der Lieblingsmensch und ich, wir haben uns geheiratet. Er mich und ich ihn. Erste Anläufe dazu fanden mal wieder per Mail statt, in Sydney gab es im März 2011 dann aber auch nochmal einen Antrag von ihm, mit Ring und so. Und zwar im thailändischen Restaurant “Green Chillies” in Sydneys Alternativ- und Schwulenviertel (entlang der Oxford Street). Dort fühlten wir uns nach jahrelangem Wohnen in Münchens Glockenbachviertel natürlich fast zu Hause und mit Chillies hat es mein Liebster ja ohnehin…

An vorgeschriebene Reihenfolgen haben wir uns selten gehalten, deshalb gibt es jetzt nach der Hochzeit auch keine Hochzeitsreise. Die gab es schon vorher, Marc und ich und das Beutelthierchen sind gute vier Monate (von Januar bis Mitte Mai) durch Neuseeland und Australien getourt. Gut dokumentiert ist das hier, natürlich wieder online, Fortsetzung folgt übrigens noch (am Ende der Reise waren wir etwas faul, aber das wird noch nachgetragen!).

Es soll ja Leute geben, die sich nach der Hochzeitsreise gleich wieder trennen, weil sie es miteinander nicht aushalten. Uns konnte das auf diese Weise nicht passieren. Und auch nachdem wir vier Monate quasi dauernd zusammen, dauernd in einem Raum bzw. Auto bzw. Camper waren, ohne Unterbrechungen, wollten wir trotzdem noch heiraten. Mein Vater nannte das in seiner Hochzeitsrede den “größten denkbaren Stresstest”, den wir bestanden haben. Also setzten wir den Plan schnellstmöglich in die Tat um und am 6. August 2011 war es schließlich so weit.

16 ausgewählte Gäste wurden um 11:30 Uhr in die Uhrenstube in Schwäbisch Gmünd geladen. In diesem holzgetäfelten Trausaal mit Butzenscheiben fanden wir eine sehr freundliche und fröhliche Standesbeamtin vor, die eine schöne Ansprache mit zahlreichen Erich-Fromm-Zitaten hielt. Und sprachen schließlich beide aus, weshalb wir gekommen waren: Ja! Ringwechsel, Kuss, Gratulationen, Sektempfang im Sonnenschein im Spitalhof mit all den lieben Menschen – alles verging wie im Fluge!

Über den Marktplatz und vorbei an der romanischen Johanniskirche lief unser Hochzeitszug dann zum Rokokoschlösschen, dem 1780 vom damaligen Bürgermeister Gmünds (Georg Franz Stahl Edler von Pfeilhalden) für seine Frau errichteten Lustschloss, ein Traum in rosarot! Nachdem das Mittagessen mit gebackenem Ziegenfrischkäse, Schwäbischem Filetpfännle oder gebratener Lachsforelle und Nachtisch im stuckverzierten, kronleuchterbehangenen und teilvergoldeten Saal eingenommen war, machten wir uns auf den Weg zur Kaffeetafel. Eine zweistöckige Hochzeitstorte mit Marzipan-Brautpaar konnten der Lieblingsmensch und ich dann gemeinsam anschneiden (und verspeisen!). In Wohnzimmer und Garten, bei Kaffee, Kuchen, Fußballgekicke und Begutachtung unseres Zoos klang unsere Feier dann aus.

Ich habe in eine sehr besondere Familie eingeheiratet, so kann man das vielleicht sagen. Jedenfalls leben wir jetzt zu fünft (eine Generation) in einer Villa Kunterbunt mit kunterbuntem Garten, dem Hund Balu, der Katze Felix und vielen Fischen, die in einem großen Teich herumschwimmen und alle auch einen Namen haben. Auf dem Land in der Nähe von Schwäbisch Gmünd. Im Garten setzen wir jetzt die Kiwi-Pflänzchen ein, die wir von meiner lieben Trauzeugin und besten Freundin geschenkt bekommen haben. Denen erzählen wir dann von Neuseeland, damit sie kein Heimweh bekommen.

Und wir beide, der Lieblingsmensch und ich, versuchen in die Tat umzusetzen, was mein Vater uns mitgegeben hat in seiner Rede: “Mit jedem Wechsel der Lebensumstände – und seien es auch nur die dahinfließenden Jahre – verändert sich der Mensch, langsam, unmerklich. Die große Aufgabe in der Ehe ist es, seine Liebe diesen Wandlungen anzupassen. Da die Liebe keine Forderung an den Partner ist, sondern ein Geben, bedeutet dies ständige Liebesarbeit.” Möge uns diese Arbeit an der Liebe gelingen! Und uns viel Spaß machen!

Ja

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nippen am Glück und
nicken, wenn du fragst, denn
das einzige, was ich will, ist
für immer bei dir sein

Beitrag zum Impuls “nicken” am siebten und letzten Tag der #frapalywo. Im November geht’s dann weiter mit dem #frapalymo.

Weil

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Er sagt: “Du bist unglücklich.” Und er hat Recht, obwohl ich selbst es kaum weiß.

Er sagt: “Ich weiß, was du willst.” Obwohl ich’s mir selbst kaum einzugestehen wage.

Manchmal kennt er mich besser als ich mich selbst und kann in Worte fassen, wozu ich nicht den Mut habe.

Deshalb das. Immer wieder.

Übrigens kennen wir uns heute seit zwölf Jahren. Und sind seit gut sechs verheiratet. Wie viel Glück ich doch habe!

‘Gelegenheit’ oder ‘Linguistischer Liebestod’

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Das Wellenschlagen des Meeres und das Anrauschen der Wogen, das Murmeln des Wassers und Raunen der See neben euch, die glühenden Schrägstrahlen der schon beinahe untergegangenen Sonne vor euch, der kühler werdende Sand, sich den Körperformen anschmiegend, unter euch und ihr liegt, liegt dicht beieinander. Das ist die perfekte Gelegenheit. Du gibst ihr den Joint noch einmal, den sie gerollt hat, mit ihrer Zunge das Papier befeuchtend, das Du beneidetest um die Berührung, der letzte Zug soll für sie sein. Mit geschlossenen Lidern saugt sie den Rauch in sich, berauschend, sie hält den Atem an, verschließt ihn tief in sich, doch während sie den Stummel im Sand ausdrückt, steigt ihr Dampf aus der Nase, wie aus den Nüstern eines erhitzten Pferdes. Auch sie ist erhitzt, von der untergehenden Sonne und vom Rausch und sie fragt sich einen Moment, ob das Schwanken tatsächlich von den dunklen Krümeln im Tabak kommt oder einfach von diesem wiederholten, angestrengten Luftanhalten.

Unterversorgung mit Sauerstoff, jedenfalls aber fühlt sie sich schwebend und nicht ganz von dieser Welt, obwohl sie die ganze Zeit ruhig und stetig am abendlichen Strand liegt, neben Dir, dicht. Es keimt Lachlust in ihr auf, es schüttelt und durchwühlt sie schon, es keimt Liebeslust in ihr auf, es durchpulst sie schon unruhig, ihr Blut an manchen Stellen. Ich sage es Dir nochmal, das ist die perfekte Gelegenheit. Denn ihr liegt schon und ‚Gelegenheit’ kommt von ‚liegen’, etymologisch gesehen, und diese Gelegenheit kommt Dir gelegen, worauf wartest Du, dichter rückt sie nicht mehr heran.

Früher bedeutete Gelegenheit ‚Lage’ und ‚Lager’, heute jedoch ‚Möglichkeit’ und ‚Chance’ und Du hast jetzt die Chance Deine Lage zu ändern, um euer Liegen in ein Liebeslager zu verwandeln, warte nicht mehr, es gilt die Möglichkeit zu nutzen in eurer angenehmen Lage, jetzt. Du lerntest sie an der Universität kennen und Du betetest sie an, vom ersten Augenblick an, Du liebtest es, hinter ihr zu sitzen und ihr schönes, glattglänzendes, rötlich schimmerndes Haar fallen zu sehen, wenn sie den Kopf schräg legte beim Zuhören und sie tat es immer beim Zuhören und Du liebtest es immer. Du hast Dich in die Schräglage ihres Kopfes verliebt und hättest ihre Sommersprossen küssen mögen, wenn sie an Dir vorbei ging, so viele, jede einzelne von ihnen.

Daran denkst Du und – oh nein! – Du denkst an das Seminar, das sie mit Dir besuchte, und grübelst, was Du dort zur Wortbildung von ‚Gelegenheit’ gelernt hast, statt an die Bedeutung zu denken: ‚Gelegenheit’ ist das günstige Zusammentreffen von Umständen und günstiger werden sie nicht mehr. Du weißt, wozu Du jetzt Gelegenheit hättest, Du bräuchtest Dich nur zu ihr beugen. Was Du finden würdest: es wäre Salzgeschmack auf den verkrusteten Lippen, es wäre süßer Speichel und ein williger Mund und vielleicht würde sie Dich nicht sogleich fortschicken, aus dem Rausch erwacht, sondern Dir Gelegenheit geben, Dich zu bewähren an ihrer Seite. Kupplerinnen nannte man auch ‚Gelegenheitsmacherinnen’. Gelegenheitsmacherinnen für euch sind jetzt das Meer, das Abendrot, das Wellenraunen, der Sommerduft und der Rausch, der eure Glieder schwer und euer Blut hitzig macht. Der Joint, der ihr Blut Wellen schlagen lässt in den Adern, der ihren Schoß aufwühlt, sie schweben macht und Du solltest jetzt, die Gelegenheit am Schopfe packend, Dich hinüberlehnen, zum Kuss Dich beugen, zum ersten. Es ist der geeignete Augenblick.

Statt dessen fällt Dir endlich ein, dass ‚Gelegenheit’ die Suffigierung eines Partizips ist, und ich sage Dir, der letzte Zug war zu viel für Dich, Du starrst in den sich verdunkelnden Himmel über Dir statt an das Versüßende neben Dir zu denken, Du musst Deine Müdigkeit abschütteln, sofort. Doch Du bleibst benommen, alles ist neblig in Deinem Hirn und Du verstrickst Dich in Deine Gedanken und sinnst nach über Redewendungen – oh nein! – ‚Gelegenheit macht Diebe’, fällt Dir ein, doch Du solltest an die Erwiderung denken: ‚Geld macht Diebe, Gelegenheit macht Lust und Liebe’ und Du solltest an den Diebstahl von Küssen denken jetzt, auf jede ihrer Sommersprossen unter der meeressalzigen Kruste.

Denn sonst bin ich es, der Dein Klagen hören muss, wie ich es war, der Deinen Klagen lauschen musste, dass Du sie nicht anzusprechen wagtest, dass sie, die Göttergleiche, die Göttliche, Dir den Lebensmut raube, das Herz bräche, den Verstand stehle. Und letzteres glaube ich gern, wenn Du wegen Deines Nebelhirns diese perfekte Gelegenheit verstreichen lässt statt zu tun, worauf Du schon so lange sehnlichst wartest.

Die Sonne ist jetzt ins Meer getaucht, endgültig, sie sieht nach den Fischen, der Sand ist ausgekühlt unter euch, Du kannst Dich nicht winden aus den Gedanken Deiner Gehirnwindungen und merkst nicht, wie ihr Blut abkühlt und sich das Wellenschlagen in ihrem Schoß beruhigt. Sie steht auf, nurmehr ein wenig schwankend und sagt: “Ich geh’ jetzt mal wieder zu den anderen!” und sie zögert nicht.

Ich höre Dein Herz brechen, Du schreckst auf und bemerkst, dass Du sie verpasst hast, die perfekte Gelegenheit, die nie mehr wiederkehrende, die unwiederbringliche, die einmalige. Und darauf wäre selbst Dein Linguistik-Professor nicht stolz.

Feuchtgebiete von Charlotte Roche

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Ja, ich bin verdammt spät dran. Und das liegt nicht am exzellenten Service von Amazon, von dessen Schnelligkeit ich immer wieder begeistert bin, sondern ausschließlich an mir. Aber jetzt, nachdem meine Prüfungen endlich vorbei und sogar die Ergebnisse (mit denen ich mehr als zufrieden bin) schon da sind, habe ich ja ausreichend Zeit, auch mal besagte Zeit zu verplempern. Denn dass die Lektüre der Feuchtgebiete von Charlotte Roche eher in den Bereich der ‘Zeitverschwendung’ fallen würde (und zusätzlich ‘Geldverschwendung’), war mir eigentlich von Anfang an klar. Aber: die Neugier obsiegte.

Um es kurz zu machen: obwohl das Buch auf jeder Seite nach Skandal schreit, war ich weder schockiert, noch fühlte ich mich provoziert, noch habe ich das Buch vor Ekel aus der Hand legen müssen, wie einige berichten. Das mag an meiner recht hohen ‘Ekelgrenze’ liegen, die schon lange durch Henry Millers Opus pistorum, Das obszöne Werk Georges Batailles oder durch die Werke des Marquis de Sade geschult ist (allesamt aber deutlich bessere Bücher). Die Provokation ist also zumindest bei mir (aber nicht nur bei mir) missglückt. Das wäre nicht weiter schlimm, hätte man nicht bei jedem Wort das Gefühl, dass dieses Buch unbedingt provozieren will! Die Feuchtgebiete sind aber auch kein erotisches Buch, kein ‘Porno’ , wie manchmal geschrieben wurde (obwohl es ab und an auch um Analsex, Bordells und Masturbation geht), zumindest nicht in dem Sinne, dass sie beim Lesen erregen würden. Auch mit dieser Meinung bin ich nicht alleine.

Das Problem aber ist: das Buch ist noch nicht einmal besonders unterhaltsam. Okay, an ein, zwei Stellen musste ich schmunzeln, das war es aber auch schon. Und alles, was das Buch zu sagen hat, ist eigentlich auf den ersten zehn bis zwanzig Seiten schon gesagt. Danach, spätestens aber ab Seite 100 (und das Buch hat 220 Seiten) ist es wirklich nur noch langweilig. Wenn auf den ersten Seiten schon zehnmal das Wort ‘Arschficken’ oder ‘Muschischleim’ steht, dann finde ich es beim elften Mal auch nicht mehr aufregend, sondern fast schon normal. Wenn mir schon erzählt wurde, dass die Protagonistin Helen Memel gerne besagten ‘Muschischleim’, ihre Popel und ihren Wundschorf aufisst, finde ich es wenig überraschend, dass sie dies auch mit dem Inhalt ausgedrückter Pickel, den Ablagerungen an den Augen nach dem Schlafen und mit Ohrenschmalz tut. Habe ich irgendetwas vergessen? Nun, sie isst quasi alles, was ihr Körper so produziert und das wird eben in aller Ausführlichkeit aufgezählt, variiert und breitgetreten. Nunja.

Ich habe leider aber auch noch mehr Probleme mit diesem Buch: ich finde diese Protagonistin Helen überhaupt nicht überzeugend. Natürlich ist sie ohnehin eine Karikatur, aber niemals eine 18jährige! Sie wünscht sich ein Kind und lässt sich mit 18 heimlich sterilisieren (den Arzt, der das macht, soll mir Charlotte Roche aber mal zeigen!). Sie zeichnet ihre Mutter als schreckliche, neurotische, hochgradig gestörte Person, ihren Vater nur als halbgestört, will ihm aber eine ‘Wiedervereinigung’ mit der Mutter (das ist ja ihr großes Ziel!) antun? Sie macht die größten Schweinereien und verwendet dann dennoch mädchenhaft-kindliche Ausdrücke wie ‘Muschi’ und ‘Kacka’? Verzeihung, aber da fielen mir auf Anhieb jede Menge ‘schmutzigere’ Ausdrücke ein. Aber vielleicht ist das einfach der nötigen Variation geschuldet. Ich finde jedenfalls, das passt alles nicht, das geht weit über einen ‘widersprüchlichen Charakter’ hinaus, das ist einfach unglaubwürdig.

Und neben dem Essen sämtlicher Körperausscheidungen (was ja erstmal niemandem schadet) kommen wir noch zu den ‘ganz ekligen’ Stellen: dass Helen im Rausch die vermischte Kotze von sich und ihrer Freundin trinkt, nunja, das wird durch die Drogen ja halbwegs entschuldigt. Aber dass sie ihre Tampons auf dem Boden öffentlicher Toiletten zwischenlagert und dort die Klobrillen offensichtlich mit Vorliebe erstmal mit ihren Schamlippen ab- und sauberwischt, um zu beweisen, dass sie sich trotzdem keinen Pilz einfängt, Entschuldigung, das hat weder mit Körperbewusstsein, mit Kampf gegen den Hygienezwang, noch mit ‘Natürlichkeit’, noch mit Coolness irgend etwas zu tun, das ist einfach nur noch Dummheit. Lachen kann ich darüber leider auch nicht, vielleicht sollte man das.

Die Handlung: wie gesagt, da passiert nicht viel, es ist ein einziger innerer Monolog der Protagonistin, die im Krankenhaus liegt, über Hygiene und deren Gegenteil nachdenkt, ein bisschen aus ihrem kurzen Leben erzählt und unbedingt ihre Eltern wieder zusammenbringen will (was ich nicht begreifen kann, aber vielleicht liegt das daran, dass ich kein Scheidungskind bin). Nach einer Notoperation (die sie durch Selbstverletzung absichtlich herbeigeführt hat, um noch eine längere Chance zur Elternwiedervereinigung an ihrem Krankenbett zu bekommen), gibt sie diesen Plan aber urplötzlich und (für mich) ohne erkennbaren Grund wieder auf. Die ganze Eltern-und-Scheidungskind-Handlung bleibt irgendwie seltsam undeutlich, oberflächlich, aufgesetzt. Stattdessen verliebt sich Helen dann in den braven (und sehr blass gezeichneten) Krankenpfleger (dem sie einige ihrer Geschichten erzählt und der ihre ‘Arschwunde’ nach der Hämorrhoiden-OP fotografieren muss) und naja, das Ende, das ist wirklich die Krönung, die Krönung des Unpassenden und Unglaubwürdigen…

Die oft kritisierte Sprache finde ich nun gar nicht so schrecklich, sondern durchaus dem Thema angemessen, über diese Themen in hochliterarischer Sprache unterrichtet zu werden, macht auch nicht unbedingt mehr Vergnügen. Die Sprache ist (vom Anlass ausgehend) weder besonders schlecht, noch besonders gut, aber auch Charlotte Roche selbst würde höchstwahrscheinlich nicht behaupten, damit ein literarisches Meisterwerk vorgelegt zu haben. Was andere mit “schlecht lektoriert” meinen, verstehe ich aber nicht ganz… Unangenehm finde ich höchstens die Ausdrucksweise “auf Klo”, die dauernd benutzt wird.

Jetzt kommt aber erst das Schlimmste: Charlotte Roche behauptet ja in Interviews immer, sie habe in Feuchtgebiete gegen den Hygienewahn und Rasurzwang anschreiben wollen, gegen Intimwaschlotionen, parfümierte Slipeinlagen und das den Frauen antrainierte Gefühl, ‘untenrum’ schmutzig zu sein und zu stinken. Man kann sich darüber streiten, ob das heutzutage und außerhalb von Amerika überhaupt notwendig ist, aber das ist ja durchaus ein hehres Motiv, das man ihr als Bonus anrechnen sollte! Aber, wie auch schon Sigrid Neudecker geschrieben hat: die Protagonistin wettert zwar gegen Intimrasur und den angeblichen ‘Rasurzwang’ ist selbst aber mit großer Freude komplett rasiert (also außer am Kopf an allen verfügbaren Körperstellen). Macht das irgendeinen Sinn? Und ich möchte darauf noch aufbauen, denn das größte Problem ist doch, dass dieses Buch sein ehrenwertes Anliegen – Sexualität und Körper mit all seinen Begleiterscheinungen und Folgen als etwas natürliches, normales darzustellen – selbst konterkariert. Denn dieses Buch spielt (und hier setze ich einfach einmal voraus: bewusst) mit dem Ekel, so dass es wiederum genau das erzeugt, wogegen es eigentlich vorgehen möchte: das Angewidertsein von Körperlichkeit und Körpersäften.

Feuchtgebiete erzeugt keinen ‘heilsamen Schock’, nach dem die Leserin beruhigt ihre Slipeinlagen weglässt (was ja wirklich gesünder ist!), sich ihrem Liebhaber nicht immer zwanghaft frisch geduscht, parfümiert und komplettrasiert präsentieren muss, sondern verstärkt doch noch den Ekel vor all dem, was da in unserem Körper vorgeht und aus ihm herauskommt! Es baut nicht wirklich Hemmungen ab, wenn von Fürzen beim Sex und den braunen Flecken nach dem Analsex die Rede ist! Es führt nicht zu mehr ‘Natürlichkeit’ und Unverkrampftheit, wenn man vorgeführt bekommt, wie jemand sämtliche Körperausscheidungen verspeist. Dieses Buch versagt meiner Meinung nach bei seinem eigenen Anliegen vollständig und das ist ja wohl der größte Vorwurf, den man diesem Buch machen kann.

Meine Empfehlung also: mal in die Interviews auf YouTube reinschauen (ich empfehle besonders das im NDR, aber auch der 2. Teil bei Kerner ist unterhaltsam), denn hier ist Charlotte Roche deutlich besser, lustiger, lockerer und interessanter als in ihrem Buch. Und wer mag, kann auch die ersten zwanzig Seiten von Feuchtgebiete im Buchladen anlesen. Das reicht für einen Eindruck, macht erstmal auch ein bisschen Spaß, aber danach kommt wie gesagt nicht mehr viel. Und vielleicht züchte ich ja mal ein Avocadobäumchen. Und einen kleinen Vorteil hat das Buch ja tatsächlich auch, wie im Literaturcafé zu lesen steht: plötzlich reden alle mal wieder über ein Buch! Ansonsten können einem die Feuchgebiete wie Herrn Denis Scheck aber auch einfach am Arsch vorbeigehen.


Und hier noch ein Exkurs für all jene, die an weiblichen Dingen ‘untenrum’ näher interessiert sind, alle anderen überspringen das bitte!

Was mich auch gestört hat, ist, dass das Buch, was den ‘Muschischleim’ betrifft, schlichtweg schlecht recherchiert ist. Das kann man der Protagonistin Helen anlasten, die sich eben ihre Gedanken macht, ohne besonders gut informiert zu sein, aber eigentlich erwarte ich schon etwas Genauigkeit von einem Buch, das sich dermaßen ausführlich mit weiblicher Anatomie und weiblichen Ausscheidungen beschäftigt. Helen redet nämlich statt von ‘Muschischleim’ auch oft von ihrem ‘Smegma‘, wenn sie den Zervixschleim meint und behauptet so, dieses Smegma käme nicht davon, dass man sich nicht ausreichend wäscht. Im Lexikon (und bei Wikipedia) steht nämlich: “Mit bloßem Auge sichtbare Ansammlungen von Smegma können sich nur bei mangelnder Intimhygiene bilden” und dem widerspricht sie heftigst, mit dem Hinweis auf ihr beflecktes Höschen (S.22-23).

Jetzt besteht da aber einfach ein Unterschied: der Zervixschleim fließt vom Gebärmutterhals (lat. Cervix) durch die Scheide nach draußen, zur Selbstreinigung, und das passiert tatsächlich dauernd, mit oder ohne Waschen. Das ist der ‘Muschischleim’, den Helen in ihrer Unterhose findet oder ins Klo fließen sieht und der ganz normal ist. Und ‘Smegma’ heißen eben tatsächlich nur die dadurch entstehenden und nach einer Weile unangenehm riechenden Ablagerungen in den Hautfalten der Schamlippen und um die Klitoris und die haben eben wirklich mit ‘mangelnder Intimhygiene’ zu tun, ganz anders als der Zervixschleim.

Helen erzählt auch davon, wie sich die Konsistenz dieses Smegmas verändere, “mal wie Hüttenkäse, mal wie Olivenöl, je nachdem, wie lange ich mich nicht gewaschen habe” (S.51). Auch das ist kompletter Unsinn. Wie gesagt kommt der Zervixschleim von innen, seine Konsistenz lässt sich durch Waschen nicht beeinflussen, sondern unterliegt vielmehr den Veränderungen im weiblichen Zyklus, in dessen Lauf sich auch die Konsistenz des Schleims verändert. Soviel zur Genauigkeit von dem, womit sich dieses Buch hauptsächlich beschäftigt.

Vom Leichten und vom Schweren

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Wenn alles so leicht wär’ wie
einschlafen, manchmal
wenn die Laken kühl sind und
Dein Atem ruhig geht
neben mir

Wenn alles so schwer wär’ wie
einschlafen, manchmal
wenn die Gedanken schmerzen,
im Kopf kreisen und
Du fehlst

Wie ein Stein sein
schwer wiegen und
leicht liegen

Vom Südwind

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Manchmal, wenn die Nacht tief und dunkel ist und der Wind aus Süden weht, von dorther, wo Du bist, Iolanda, dann trägt jener Südwind das Rattern eines Zugs in seinen engen Gleisen zu mir und sein Warnsignal von fern. Dann denke ich an Dich und daran, wie einfach es wäre, jenen Zug zu besteigen, der nach Süden fährt und zu Dir, wie einfach es wäre und wie leicht es mir fällt, es nicht zu tun. Ich vermisse Dich nicht, Iolanda, ich vermisste Dich nie. Ich vermisste nie den Geruch Deiner Haut, nicht Dein weiches Fleisch, nicht die Wärme Deines Körpers in der Nacht, wenn der Zug vorbeifuhr und uns weckte mit seinem Signal und Du Dich an mich schmiegtest, bis Dein Atem wieder ruhig ging. Ich vermisse nicht das Leben neben den Zuggleisen und nicht das Leben mit Dir. Es war so leicht Dich zu verlassen, Iolanda.

Nur wenn der Südwind das Geräusch des Zuges zu mir trägt, dann denke ich an Dich und das Bahnwärterhäuschen neben den Gleisen, in dem wir lebten. Ich denke an den Dreck, in dem wir hausten, das schmutzige Geschirr im Spülbecken und die verstreute Kleidung auf dem Holzfußboden, die leeren Flaschen überall, ich denke an die ehemals weißen Gardinen, die der Südwind aus den offenen Fenstern flattern ließ, als wolle er dem Häuschen Flügel wachsen lassen. Du erzähltest mir von der Liebe, Iolanda, und wie sie Dich betrogen und verletzt hatte, immer wieder erzähltest Du von der unglücklichen Liebe; Du trankst dabei, trankst an gegen den Kummer und gegen die Kälte des Nordwinds. „Nach Süden,“ sagtest Du, den Kopf rücklings über das Fensterbrett aus dem Fenster des Bahnwärterhäuschens hängend, wenn der Zug vorbeirauschte, „nach Süden müsste man, einfach in den Zug steigen und nach Süden.“

Und Dein Blick blieb hängen im Blau des Himmels und in den Wolken, während das Rattern des Zugs in den engen Gleisen unsere Ohren betäubte. Du fuhrst nicht, Iolanda, sondern wir liebten uns, betäubt vom Wein, auf dem Bretterboden des Häuschens, das zitterte vom Vorbeifahren der Züge. Es war so leicht Dich zu verlassen, den Zug nach Norden zu nehmen und zu gehen, fort von Dir, fort vom Häuschen an den Gleisen, fort von unserem Leben und fort von Deinem Blick in den Himmel, wenn Du betäubt vom Süden träumtest. Noch nie warst Du im Süden gewesen, aber immer hattest Du ihn vermisst, diesen Süden, der Deine Hoffnungen barg und voll Deiner Träume hing, eben deshalb, weil Du ihn nicht kanntest.

Der Wind blies aus Norden, als wir uns das erste Mal trafen und Du weintest, weintest am Grab Deines Vaters, wie ich am Grab meines Vaters hätte weinen sollen, aber ich konnte nicht, Du weißt warum. Du weintest und warst betrunken, Dein verwischter Blick und Dein Schwanken, ich musste Dich festhalten, Iolanda, beinahe wärst Du gestürzt, zu unseren Vätern ins Grab, die da nebeneinander in ihren ausgehobenen Gruben lagen. Die nebeneinander lagen, weil sie sich gegenseitig fast totgeschlagen hatten, im Suff und liegen geblieben waren, Seite an Seite, in der Kälte des Nordwinds und bewusstlos erfroren. Gemeinsam hatten sie sich betrunken, gemeinsam hatten sie nach Hause gehen wollen, gemeinsam lagen sie nun in den Gruben.

Ein scharfer Wind kam aus Norden und der Friedhof war schon ganz winterlich und kahl, aber Du wolltest bleiben und ich hielt Dich fest, ohne Tränen für meinen Vater, der von Deinem totgeschlagen worden war, der Deinen totgeschlagen hatte, nach ihrem letzten Besäufnis. Ich hielt Dich und dann nahmst Du mich mit zu Dir ins Bahnwärterhäuschen an den Gleisen, das Deinem Vater gehört hatte, und ich blieb. Du erzähltest mir von der Liebe, Iolanda, und dass Dein Vater Dich geliebt hätte. Ich sagte, dass auch er Dich nur ausgenutzt und missbraucht hätte wie die anderen Männer. Du weintest, Du nicktest, schütteltest den Kopf. Dein Vater hätte sich wenigstens für Dich interessiert, sagtest Du, hätte sich um Dich gekümmert, auf Dich aufgepasst, unter Schluchzen.

Ich kümmerte mich um Dich, ich passte auf Dich auf, wie Dein Vater, und ich drang ein in Dein weiches Fleisch und ließ mich nachts von Dir wärmen, ließ mir die Narben auf meinem Rücken küssen von Dir, trank mit Dir und hörte Dir zu, wenn Du vom Süden erzähltest und von der Liebe. Und Du warst so dankbar, Iolanda, dass ich mich schämte. Es war so leicht zu gehen, nach Norden, als ich genug von Dir hatte, Iolanda, von Deinem warmen Fleisch, Deinen Träumen und dem Bahnwärterhäuschen, in dem uns nachts das Rattern der Züge in ihren engen Gleisen weckte, es war so leicht.

Nur wenn der Südwind weht, in einer Nacht, die tief und dunkel ist, dann denke ich an Dich und wie Du auf dem Holzfußboden liegst und der Zug stößt sein Warnsignal aus und der Nordwind weht die Gardinen aus den Fenstern als wolle er das Bahnwärterhäuschen zum Fliegen bringen.


Rot

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Kerstin Klein, die mehrere Blogs hat (hier, hier und hier), hat im neuen Jahr 2010 ein Projekt-Blog gestartet, in dem es um die Frage geht “Was bedeutet ROT für Dich” oder auch “What is RED for you“. Jeden Tag wird dazu eine Antwort veröffentlicht. Ich habe natürlich gerne mitgemacht und mein Gedicht wurde am 9. Januar dort veröffentlicht. Hier ist es nochmal:

Rot

Vielleicht
das Blinken am Telefon, wenn
Du mir eine Nachricht
hinterlässt oder
das Herz, das
ich Dir male.

Rot ist,
wenn wir uns küssen.

Wenn Du Deinen Namen
in mein Herz ritzt,
das ist rot.

Ich weiß ja nicht genau, ob Kerstin genug Teilnehmer hat, aber das Jahr hat noch viele Tage und wenn jemand Lust hat mitzumachen, kann er bestimmt gerne bei Kerstin anfragen (Mailadresse findet sich im Blog).

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Hier geht es vorerst nicht weiter. Denn die Sprachspielerin ist momentan mit Marc von der Wissenswerkstatt und einem Beutelthierchen am anderen Ende der Welt (Neuseeland und Australien) und berichtet darüber unter www.beutelthierchen.de. Also Reiseberichte, ist ja auch eine literarische Gattung. Bitte benutzen Sie die Umleitung.

P.S. Die lebensverschönernden Maßnahmen hat es übrigens durchaus gegeben, sie sind aber leider im Nirvana des Internets verschollen…

Hochzeit mit dem Lieblingsmenschen

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Der Lieblingsmensch und ich, wir führen ja eine moderne Beziehung. Unter anderem laufen bei uns ganz viele Dinge online. So begann das alles jedenfalls vor sechs Jahren und setzte sich fort mit täglichen und nächtlichen Mails. Aber auch mit einem ersten Treffen am 25. August 2005 (wohlgemerkt schon nach erst sieben Mails) im Café Mozart in München. Und wie das mit dem ersten Kuss war, das steht ja sowieso schon in meinem Blog (wobei ich dieses Blog ja sozusagen von ihm geschenkt bekam). Da kann man auch nachlesen, dass es schon ziemlich bald ziemlich hoffnungslos um mich stand und ich dem Lieblingsmenschen rettungslos verfallen bin.

Nachdem unsere Geschichte also sowieso schon im Internet steht, kann man hier ja auch kurz von der neusten Entwicklung berichten: der Lieblingsmensch und ich, wir haben uns geheiratet. Er mich und ich ihn. Erste Anläufe dazu fanden mal wieder per Mail statt, in Sydney gab es im März 2011 dann aber auch nochmal einen Antrag von ihm, mit Ring und so. Und zwar im thailändischen Restaurant “Green Chillies” in Sydneys Alternativ- und Schwulenviertel (entlang der Oxford Street). Dort fühlten wir uns nach jahrelangem Wohnen in Münchens Glockenbachviertel natürlich fast zu Hause und mit Chillies hat es mein Liebster ja ohnehin…

An vorgeschriebene Reihenfolgen haben wir uns selten gehalten, deshalb gibt es jetzt nach der Hochzeit auch keine Hochzeitsreise. Die gab es schon vorher, Marc und ich und das Beutelthierchen sind gute vier Monate (von Januar bis Mitte Mai) durch Neuseeland und Australien getourt. Gut dokumentiert ist das hier, natürlich wieder online, Fortsetzung folgt übrigens noch (am Ende der Reise waren wir etwas faul, aber das wird noch nachgetragen!).

Es soll ja Leute geben, die sich nach der Hochzeitsreise gleich wieder trennen, weil sie es miteinander nicht aushalten. Uns konnte das auf diese Weise nicht passieren. Und auch nachdem wir vier Monate quasi dauernd zusammen, dauernd in einem Raum bzw. Auto bzw. Camper waren, ohne Unterbrechungen, wollten wir trotzdem noch heiraten. Mein Vater nannte das in seiner Hochzeitsrede den “größten denkbaren Stresstest”, den wir bestanden haben. Also setzten wir den Plan schnellstmöglich in die Tat um und am 6. August 2011 war es schließlich sHochzeit mit dem Lieblingsmenscheno weit.

16 ausgewählte Gäste wurden um 11:30 Uhr in die Uhrenstube in Schwäbisch Gmünd geladen. In diesem holzgetäfelten Trausaal mit Butzenscheiben fanden wir eine sehr freundliche und fröhliche Standesbeamtin vor, die eine schöne Ansprache mit zahlreichen Erich-Fromm-Zitaten hielt. Und sprachen schließlich beide aus, weshalb wir gekommen waren: Ja! Ringwechsel, Kuss, Gratulationen, Sektempfang im Sonnenschein im Spitalhof mit all den lieben Menschen – alles verging wie im Fluge!

Über den Marktplatz und vorbei an der romanischen Johanniskirche lief unser Hochzeitszug dann zum Rokokoschlösschen, dem 1780 vom damaligen Bürgermeister Gmünds (Georg Franz Stahl Edler von Pfeilhalden) für seine Frau errichteten Lustschloss, ein Traum in rosHochzeit mit dem Lieblingsmenschenarot! Nachdem das Mittagessen mit gebackenem Ziegenfrischkäse, Schwäbischem Filetpfännle oder gebratener Lachsforelle und Nachtisch im stuckverzierten, kronleuchterbehangenen und teilvergoldeten Saal eingenommen war, machten wir uns auf den Weg zur Kaffeetafel. Eine zweistöckige Hochzeitstorte mit Marzipan-Brautpaar konnten der Lieblingsmensch und ich dann gemeinsam anschneiden (und verspeisen!). In Wohnzimmer und Garten, bei Kaffee, Kuchen, Fußballgekicke und Begutachtung unseres Zoos klang unsere Feier dann aus.

Ich habe in eine sehr besondere Familie eingeheiratet, so kann man das vielleicht sagen. Jedenfalls leben wir jetzt zu fünft (eine Generation) in einer Villa Kunterbunt mit kunterbuntem Garten, dem Hund Balu, der Katze Felix und vielen Fischen, die in einem großen Teich herumschwimmen und alle auch einen Namen haben. Auf dem Land in der Nähe von Schwäbisch Gmünd. Im Garten setzen wir jetzt die Kiwi-Pflänzchen ein, die wir von meiner lieben Trauzeugin und besten Freundin geschenkt bekommen haben. Denen erzählen wir dann von Neuseeland, damit sie kein Heimweh bekommen.

Und wir beide, der Lieblingsmensch und ich, versuchen in die Tat umzusetzen, was mein Vater uns mitgegeben hat in seiner Rede: “Mit jedem Wechsel der Lebensumstände – und seien es auch nur die dahinfließenden Jahre – verändert sich der Mensch, langsam, unmerklich. Die große Aufgabe in der Ehe ist es, seine Liebe diesen Wandlungen anzupassen. Da die Liebe keine Forderung an den Partner ist, sondern ein Geben, bedeutet dies ständige Liebesarbeit.” Möge uns diese Arbeit an der Liebe gelingen! Und uns viel Spaß machen!

Hochzeit mit dem Lieblingsmenschen

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nippen am Glück und
nicken, wenn du fragst, denn
das einzige, was ich will, ist
für immer bei dir sein

Beitrag zum Impuls “nicken” am siebten und letzten Tag der #frapalywo. Im November geht’s dann weiter mit dem #frapalymo.

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Er sagt: “Du bist unglücklich.” Und er hat Recht, obwohl ich selbst es kaum weiß.

Er sagt: “Ich weiß, was du willst.” Obwohl ich’s mir selbst kaum einzugestehen wage.

Manchmal kennt er mich besser als ich mich selbst und kann in Worte fassen, wozu ich nicht den Mut habe.

Deshalb das. Immer wieder.

Übrigens kennen wir uns heute seit zwölf Jahren. Und sind seit gut sechs verheiratet. Wie viel Glück ich doch habe!

Gezeiten der Liebe

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wenn die Liebe bleibt,
wird sie
beim Verfließen der Zeit
wie der Mond,
an- und abschwellend,
dunkel und hell

und selbst wenn
der Himmel einmal
schwarz bleibt,
so steht der Neumond doch
dort oben,
unsichtbar,
und mit ihm die Gewissheit,
dass bald
eine zarte Sichel leuchtet
und sich der Vollmond
wieder rundet

Beitrag zum #frapalymo am 1nov18 mit dem Impuls “Siehst du den Mond über Soho”

krustentiere

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krustentiere sind wir
mit knackiger schale
wie krebse seitwärts krabbelnd
ohne sicht auf weg und ziel

doch nach manchen nächten
wenn uns das meer sanft schaukelt
und eine zärtliche schere umfängt
weich macht, streichelnd öffnet
dann sehen wir durch die risse
in unserem panzer nach draußen
und in den augen des andern
uns selbst

Beitrag zum #frapalymo am 9nov2018 mit diesem tweet als impuls.


Schlicht

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die sehnsucht nach dem ende des tages
und dem einschlafen neben dir
meinen kopf an deiner schulter ausruhen
und meinen blick auf deinen händen
meine füße an deinen wärmen
und mein herz gleich mit

Beitrag zum #frapalymo am 18nov18 mit diesem impuls.

hauthaut

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der ernst der lage und
manchmal weiß man nicht,
weil es dunkler wird,
doch wenn ich mit dir tanze
hauthaut, ohne luft dazwischen,
an den fingerspitzen der nacht,
wir wiegen uns in zärtlichkeit,
bleibt die dunkelheit draußen

.

.

.

Beim #frapalymo am 15nov18 zur Musik von Chopin gedichtet.

durch:blick

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durch:schaue und rette mich!
ich kenne und durch:schaue dich

ich durch:schaue
das leben, ein
schlangenstreicheln
(treffmetapher)

und doch durch:sichtig
das leben und ich

Bleiben

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wenn ich zu dir aufblicke,
sehe ich die hoffnung
auf gemeinsame tage und nächte,
sehe ich die hoffnung,
dass etwas bleibt
in der welt des wandels

Erste Liebe

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Wieso sagen die Leute,
die erste Liebe sei
die letzte,
hören sie auf
zu lieben
nach dem ersten
Versuch?

Man lernt keine Sprache,
wenn man ein Land
nur ein Mal
besucht.

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